„Ich kann doch nicht zwei Mal Olympiasieger werden!“
Für Matthias Mayer sollte der 18. Februar 2018 zu einem ganz besonderen Tag werden. Zu den 23. Olympischen Winterspielen nach PyeongChang reiste der sympathische Kärntner als amtierender Olympiasieger in der Abfahrt. Mit der Königsdisziplin sollte es eigentlich auch losgehen, doch starke Windböen verhinderten eine sichere Durchführung am 11. Februar.
Die Spiele begannen deshalb für den Afritzer zwei Tage später mit der alpinen Kombination im Jeongseon Alpine Centre. Unser Mothl lag nach der Abfahrt auf dem 3. Platz und in aussichtsreicher Medaillenposition. Doch dann kam es zur Schrecksekunde: Im Slalom fädelte er kurz nach der ersten Zwischenzeit ein und rutschte aus der Piste in eine Gruppe von Streckenposten, Fotografen und Kameraleuten. Neben den Personen nahm er auch noch einen Bohrer, der zur Befestigung der Torstangen benutzt wird, mit. Dieser brach durch die Härte des Aufpralls auseinander. Matthias stand zwar gleich wieder auf, zog sich aber einen schmerzhaften Bluterguss an der Hüfte zu und wurde umgehend von seinem Physiotherapeut Mario Schlattinger behandelt. Die Starts in der Abfahrt und im Super-G standen kurzzeitig in Frage, es wurde aber schnell Entwarnung gegeben.
Der Titelverteidiger von Sotschi startete dann zwei Tage darauf beim olympischen Abfahrtsrennen. Trotz seines starken Blutergusses an der Hüfte wurde er als zweitbester Österreicher Neunter. Und sein ganz großer Auftritt sollte ja erst kommen – drei Tage nach seinem schweren Sturz. Natürlich wurden da einige Parallelen zu Nagano 1998 und Hermann Maier gefunden.
Mit Startnummer 15 holte sich der 27-Jährige nach Abfahrtsgold 2014 das zweite olympische Edelmetall in seiner schönsten Farbe, diesmal im Super-G. Mit einem Traumlauf verwies er den Schweizer Beat Feuz (+0,13) und den Norweger Kjetil Jansrud (+ 0,18) auf die Plätze. Im Zielraum saß Mayer mit dem Italiener Christof Innerhofer zusammen und sagte fassungslos zu ihm: „Ich kann doch nicht zwei Mal Olympiasieger werden!“ Doch, das kannst du Mothl!
Wie Matthias Mayer den Tag erlebt hat, an dem er zum zweiten Mal Olympiasieger wurde, erzählt er im Interview:
ski4UNIQA: Matthias, wie startete der Tag deines zweiten Olympiasieges?
Matthias Mayer: „Der Tag hat für mich sehr früh angefangen. Ich bin sicher schon um 6 Uhr in der Früh aufgestanden. Nach dem Frühstück war ich länger bei der Therapie, weil meine Hüfte noch sehr geschmerzt hat. Und um 8 Uhr, wenn ich mich richtig erinnere, musste ich schon beim Lift sein. Nach der Besichtigung bin ich nochmal zu meinem Servicemann, Ingo Fink, gegangen und hab die letzten Details besprochen.“
Und dann ging es zum Einfahren?
Mayer: „Genau, dann habe ich mich umgezogen und bin zum Einfahren gegangen. Dort habe ich auch nochmal Therapie gebraucht, das haben wir in der Gondel noch gemacht.“
Wie hast du dich vor dem Start gefühlt?
Mayer: „Ich war relativ fokussiert. Vielleicht eine Spur nervös, das muss ich schon sagen. Aber das habe ich gleich mal abschalten können.“
Dann ging das Rennen los. Was denkt man während der Fahrt?
Mayer: „Es ist raus gegangen aus dem Starthaus. Während der Fahrt habe ich mir gedacht, dass es eigentlich ganz gut passt. Über den Zielsprung drüber, dann habe ich gedacht: ‚Ja, das könnte reichen!‘ Schauen wir mal, was dann auf der Zeittafel steht.“
Und es hat gereicht!
Mayer: „Es war natürlich ein super Gefühl mit dem Einser und der grünen Schrift im Ziel abzuschwingen und ich habe nur noch gejubelt! Und dann ist es erst richtig losgegangen.“
Wie ging der Tag weiter?
Mayer: „Ich musste abwarten, bis das Rennen zu Ende ist, dann war die Flower Ceremony im Zielbereich. Anschließend hatten wir – wie nach jedem Rennen – die Dopingkontrolle. Wir waren dann kurz im Hotel und ich habe die Gratulationen vom Team entgegengenommen und ein bisschen angestoßen, weil es ja schon das letzte Rennen für mich war. Dann sind wir nach Alpensia zur Medaillenübergabe. Und von dort dann in das Österreich-Haus mit einem großen Empfang. Die Rodler und Katharina Gallhuber waren auch da, da war einiges los! Nach dem Interview beim ORF haben wir den Tag noch sehr nett ausklingen lassen.“