„Mit mentaler Stärke zum Erfolg“

Im Oktober 2008 stockte dem skibegeisterten Österreich der Atem. Die damals zweifache Slalomweltcupsiegerin Marlies Schild stürzte beim Training am Rettenbachferer in Sölden schwer – mit einem Trümmerbruch im linken Schien- und Wadenbein war die Saison für sie bereits beendet, bevor sie überhaupt so richtig angefangen hatte. Zumindest sechs Monate Zwangspause hatten die Ärzte der Salzburgerin verordnet, Marlies verpasste somit auch die Ski-WM 2009 in Val d’Isere. Lange war nicht klar, ob sie überhaupt jemals wieder in den Profisport zurückkehren könnte.

Es war nicht der erste Rückschlag für die rot-weiß-rote Slalomlady aus Saalfelden. Schon in jungen Jahren musste sie einige Knieoperation über sich ergehen lassen, doch nichts konnte sie von einem steilen Karriereweg abbringen. Zahlreiche Weltcupsiege, WM-Medaillen und olympisches Edelmetall standen schon vor der schweren Verletzung auf ihrer Vita.

Nur 14 Monate nach ihrem Sturz in Sölden kehrte Marlies auf den Platz an der Sonne zurück, und wie! Beim Heimslalom in Lienz Ende Dezember 2009 feierte sie einen furiosen Sieg, beim dem sie die Konkurrenz mit beinahe zwei Sekunden abhängen konnte. Von da an stand die sympathische Mama zweier Söhne über zwei Jahre lang in jedem Weltcup-Slalom, in dem sie ins Ziel kam, auch auf dem Podium.

Marlies feierte in der zweiten Hälfte ihrer Skikarriere noch viele beeindruckende Siege und sicherte sich zwei weitere Male den Slalomweltcup. Bei der alpinen Ski-Weltmeisterschaft 2011 in Garmisch-Partenkirchen krönte sich Marlies zur Slalom-Weltmeisterin, ein für sie ganz besonderer Titel. Auch bei den Olympischen Spielen holte sie Edelmetall: In Vancouver 2010 fuhr sie zu Silber im Slalom, was ihr vier Jahre später in Sotchi erneut gelang. Mit 37 Weltcupsiegen zählt Marlies Schild zu den ganz großen Athletinnen im alpinen Skisport.

Großen Anteil an der erfolgreichen Karriere hatte die mentale Stärke von Marlies. Für sie war Mentaltraining immer eine unerlässliche Komponente im Sport. „Man kann im Training noch so schnell sein, wenn man es im Rennen nicht auf den Punkt bringt, bringt es nichts“, weiß die Seriensiegerin. „Das Schwierige ist nicht einmal zu gewinnen, sondern langfristig an der Spitze zu bleiben und das Leistungsniveau zu halten.“ Zu verschiedenen Zeitpunkten in ihrer Karriere griff sie auf gezieltes Mentalcoaching zurück, manchmal häufiger, manchmal seltener. Vor allem nach schweren Verletzungen wie jener in Sölden half ihr die geistige Stärke beim Comeback auf die Piste und schließlich auf das Siegerpodium. „Jeder geht damit anders um, Benni, zum Beispiel, braucht das gar nicht. Mir hat es sehr geholfen, denn es ist schon hilfreich, wenn man andere Gedankengänge mitbekommt, über Dinge redet und neue Ansichten miteinbezieht.“

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